Kassiber leer
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Spiel der Elfen

Die da spinnen im emsigen Reigentanz
Das Leben aus Sonnen- und Mondesglanz,
Die sich finden und binden im Weltenkreis,
In Wolken und Winden, in Schnee und Eis,
Die sich schaukeln über den Erdenraum
Auf Blumendüften und Wellenschaum,
Die Wohnungen bauen in schwindelnder Luft
Und im Tau sich baden am Rande der Gruft,
Wie spinnen sie fein im Mondenschein
Unzählige Fäden so aus und ein!
Und jeder der Fäden in ihrem Geleit
Ist ein Faden am Rande der Ewigkeit.

Und wenn sie so gepaart in den entlegnen
Nachtversunknen Grotten schwebend ziehn
Sich trennen, suchen und von neuem fliehn:
Das ist ein Glühn, ein Leuchten her und hin.
Und wenn erst alle sich im Reihen begegnen,
Was gibts da für ein Blitzen, für ein Regen!
Das flammt und sinkt und trinkt an Mutter Brust,
Daß selbst die Sterne trunken sind vor Lust.
Da schickt der Mond den Strahl, der sucht und schaut
Nach all dem Treiben in den dunklen Räumen,
Dann wandelt er durchs hohe Farrenkraut
Und legt sich in das Moos, um dort zu träumen.
Den heilgen Schlummer stört kein roher Laut;
Nur Lichterspiel und Flüsterton in den Bäumen.
Und Kuß und Nicken, Blumenscherz und Duft
Ziehn, ihn umkosend, durch die stille Luft.

Ernst Rudolf Neubauer

 
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